Sonntag, 13. Februar 2022

Erfolgreicher Antarktiskontakt mit DP0GVN

 
Vier der insgesamt zehn Überwinterer bescherten uns eine spannende Unterrichtsstunde

Am 08.02.2022 pünktlich um 9 Uhr UTC (10 Uhr MEZ) kam mit der erlösenden Antwort:"Hier ist DP0GVN" von Theresa auf den Anruf der Schulstation DK0LG frenetischer Beifall auf. Die mehr als einjährige Arbeit unserer Physikkurse und der Schulstation erfuhr in der erfolgreichen Kontaktaufnahme mit der Neumayer-Station III in der Antarktis ein krönendes Ende.

Gute Organisation und Planung
Aufbau und Vorbereitungen

Schon einen Tag vorher begannen die Schülerinnen und Schüler der Physikkurse der Jahrgangsstufe 12 und die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Amateurfunk und Elektronik mit dem Aufbau und der Einrichtung der großen Aula der Schule. Unter Beachtung der hygienischen Anforderungen wurden Stühle gestellt und Technik für die Vorträge aufgebaut. Rund um den über die AMSAT-DL geplanten Schulkontakt war auch ein kleines Rahmenprogramm vorgesehen. Die ersten Proben verliefen vielversprechend. Aus unseren Erfahrungen vom ISS Kontakt
2018 wussten wir jedoch, dass Generalproben von einer Vielzahl unerwarteter Ereignisse wie Friseurbesuche und andere Nachmittagstermine der Schülerinnen und Schüler beeinflusst werden.

So hatten alle am Dienstagmorgen schon ein aufgeregtes kribbelndes Gefühl in der Magengegend. "Wird der Vortrag laufen?", "Funktionieren alle Experimente?" und natürlich die wichtigste Frage: "Klappt der Kontakt zu DP0GVN störungsfrei?" Die Aula war entsprechend der Möglichkeiten durch die coronabedingten Einschränkungen gut gefüllt. Neben den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen, unserer Schulleitung und einigen Gästen, waren eine ganze Reihe Vertreter der Presse- und Medienlandschaft anwesend, wie z.B. das MDR-Fernsehen, MDR-Radio Sachsen-Anhalt, Radio SAW, Radio Corax, die Mitteldeutsche Zeitung, die Bildzeitung, um nur einige zu nennen.

Die Veranstaltung war gut geplant
 
Unsere Moderatoren eröffnen das Programm

Pünktlich um 9.30 Uhr eröffneten Annika und Lukas vom Grundkurs Physik 12 die Veranstaltung mit einem originellen Einstieg "Hallo! Haaalloooo!“ (Lukas) "Was ist denn los? (Annika)" tönt es durch knarrende PMR-Funkgeräte in die Aula. Auf die erstaunte Erkenntnis, dass man sich ja völlig drahtlos mit diesen Geräten hören und unterhalten kann, kam die erwartungsvolle Nachfrage, ob das wohl auch aus dem Urlaub vom Strand in Spanien klappen könnte. Mit der Erkenntnis, dass da viele Fragen zu beantworten sind, leiteten beide Moderatoren die Veranstaltung auf unterhaltsame Weise ein! Insbesondere eine lange Begrüßungs- und Dankesliste musste abgearbeitet werden. Hier möchten wir noch einmal die AMSAT-DL, den Deutschen Amateurradio Club (DARC) und den AATiS e.V. erwähnen, ohne deren Arbeit und Materialspenden dieser Kontakt nicht möglich gewesen wäre.
Forschung auf der Neumayer III


Größenvergleich Neumayer III vs Bitterfelder Bogen
Theresa Thoma - eine interessante Persönlichkeit

Im nun folgenden unterhaltsamen Programm erzählten Willi und Paula zunächst interessante und wissenswerte Fakten über den Aufbau und die Geschichte der Neumayer-Station III. Dabei kam die Anschauung nicht zu kurz. So wurde den Zuschauerinnen und Zuschauern die Größenverhältnisse der Station am bekannten "Bitterfelder Bogen" deutlich gemacht. Anna erzählte dann etwas über unsere Funkpartnerin Theresa Thoma am anderen Ende der Welt. Allein auf sich gestellt, ihre MitstreiterInnen fielen coronabedingt aus, stellte Anna die vielen interessanten Details aus dem Leben Theresas dar. Eine Frau mit Abschlüssen in Elektrotechnik und Informatik, mit Hobbys wie Amateurfunk, Reiten, Häkeln und Elektronik, ist sicher ein Vorbild für viele anwesende Schülerinnen in der Aula.

Lea, Johanna und Jakob gaben einen Überblick über die Forschungsgebiete der Station. Interessant gestalteten Sadie und Finn das Thema: "Physikalische Besonderheiten im antarktischen Polargebiet". So sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur wunderschöne Polarlichtbilder, sondern erfuhren auch etwas über die physikalische Entstehungsursache dieses Naturphänomens.
Sadie und Finn erklären das Zustandekommen von Polarlichtern


Im letzten Thema des ersten Teils der Veranstaltung vor dem Kontakt wurde noch die spannende Frage geklärt, wie man mit sich geradlinig ausbreitenden Funkwellen die gekrümmte Strecke zu Antarktis überwinden kann. Friederike, Mira und Rhea zauberten am romantisch beleuchteten Erdglobus mit Hilfe eines kleinen Modellsatelliten und etwas Bindfaden die unsichtbaren Wellen in die Aula unserer Schule. "Klar, ohne unseren Satelliten würden die Wellen irgendwo im Nirgendwo verschwinden!", so die unterhaltsame Erklärung unserer drei Amateurfunk-AG-Mitgliederinnen. Ohne komplizierte Mathematik war jedem anwesenden Zuschauer/Zuschauerin im Publikum sofort klar, wie es funktioniert. Die Mathematik zu dieser Problematik lieferten dann Greta und Jonathan aus dem Physik Leistungskurs nach. In einem unterhaltsamen Gleichungsmarathon gelang es den beiden nahezu spielerisch, die komplizierte Herleitung des geostationären Orbits an die Leinwand zu zaubern. Für Sprachlosigkeit sorgte Gretas Einsetzung der speziellen Werte wie Gravitationskonstante, Erdmasse, Umlaufdauer (in Sekunden!) und Erdradius bis auf sechs Stellen nach dem Komma mit korrekten Einheiten, ohne ein Hilfsmittel wie Zettel oder Tafelwerk. 
Anschaulich wird der Ausbreitungsweg der Wellen erklärt

Auch die Mathematik der Himmelsmechanik kam nicht zu kurz

Greta und Jonathan mit einer Physikstunde der besonderen Art
Anruf der Antarktisstation DP0GVN

DO8ECC ruft DP0GVN
Pünktlich 10 Uhr eröffnete dann Kathrin (DO8ECC) den Kontakt mit dem Anruf: "DK0LG ruft DP0GVN". In der Aula stieg zu diesem Zeitpunkt die Spannung ins Unermessliche. Zunächst war nur das gleichmäßige Transponderrauschen des Satelliten zu hören. Nach dem zweiten Anruf von Kathrin dann die große Erleichterung: "DK0LG hier ist DP0GVN" war die glockenklare Antwort Theresas aus dem Funkraum der Neumayer-Station III. Nach der gegenseitigen Begrüßung mit extra Beifall aus unserer Aula (die LEILA ( Leistungs-Limit-Anzeige) möge uns verzeihen) gab uns Theresa zunächst einen kurzen Wetterbericht:" Hochsommer, -4,6 °C und 10 Knoten Wind". Besonders gefreut haben wir uns, dass drei weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Linda (Luftchemikerin), Paul (Meteorologe) und Timo (Geophysiker) des Überwinterungsteams der Station, für unsere Fragen in der nächsten Stunde zur Verfügung standen. 

Alle Aktiven, ja sogar unser Schulleiter Herr Kraft, nutzten die folgenden 58 Minuten, um interessante Fragen aus den Gebieten "Leben auf der Station", "Forschung und Technik" sowie "Persönliches" zu stellen, die unsere vier Überwinterer auf unterhaltsame und anschauliche Art und Weise beantworteten. So erfuhren wir, dass Paul sein Interesse für Meteorologie und Physik in einer schulischen Arbeitsgemeinschaft bei interessanten Stratosphären - Ballonprojekten gefunden hat. Linda fachsimpelte mit unseren Chemikerinnen über MAK- Werte und Reinraumbedingungen. Timo erklärte anschaulich, was passiert, wenn in der Station einmal der Strom ausfällt und Theresa beantwortete interessante Fragen zur Wellenausbreitung, Antennen- und Kommunikationstechnik. 

DK0LG im QSO mit DP0GVN

Anschaulich am Oszilloskop demonstriert
Schwingungen und Wellen . . .
Keine Minute unserer Fragestunde war langweilig, sodass die Verabschiedung gegen 11 Uhr noch einmal sehr "beifallsbetont" und lautstark war. Doch damit war die Veranstaltung keinesfalls zu Ende. Eduard und Konrad erklärten und demonstrierten dem Publikum die Auswirkungen der Parameter Frequenz und Amplitude einer elektromagnetischen Schwingung. Dabei erweiterten sie das Frequenzspektrum der Zuhörer vom Hörbereich (240 Hz) bis Mikrowellenbereich (2,4GHz). Nils und Nazahr zeigten dann mit Hilfe eines einfachen Hohlspiegels und einer Glühlampe, wie man aus 6W des Sendesignals ein 6kW Signal in Richtung QO100 erzeugen kann. Um jedoch zu verstehen, warum die niederfrequenten Schwingungen unserer Sprache auch wirklich in Richtung DP0GVN gelangen können, zeigte Fiona (DO6FJ) mit Hilfe eines Abgleichsenders und eines Oszilloskops die komplizierte Thematik der Erzeugung eines Einseitenbandsignals mit unterdrücktem Träger (SSB). Die nachfolgende Demonstration der Demodulation am Funkgerät mit abwechselnder "Mickey-Maus" und "Darth Vader" Stimme sorgte im Publikum für ausreichende Heiterkeit. 


 

 

Mit der Leistung einer Glühlampe zum Satelliten

Hier helfen die Gesetze der Strahlenoptik

Einseitenbandmodulation (SSB) einfach erklärt

UP-Converter vs SDR, Jannis und Diego im Element

Die Demonstration in der Aula ist das eine, die technische Umsetzung das andere. So konnten Diego und Jannis (DO9JJ) am Ende brilliant ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der UP-Converter und SDR-Technik übermitteln. Man merkte den beiden Schülern ihren Stolz auf die Eigenbaulösungen an. Damit endete dann auch diese äußerst lehrreiche Veranstaltung. Was bleibt am Ende von diesem Ereignis? Eine großartige Erinnerung an eine vielfältige Veranstaltung, in der die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben konnten, wie sicher unsere Schülerinnen und Schüler mit technischen und naturwissenschaftlichen Themen umgehen können! Die Veranstaltung war auch ein eindrucksvolles Beispiel für die beeindruckende Leistung von Frauen und Mädchen in naturwissenschaftlich technischen Aufgabenfeldern. 

Am Ende der Veranstaltung gab es noch eine große Überraschung. Unsere ehemalige Sekretärin Frau Schicht übergab mit ihrem Mann eine selbstgebackene "Neumayer-Station III", die bis in kleinste Details essbar war. Auch Greta bewies ihre Kreativität beim Backen und übergab eine liebevoll gestaltete Torte. So konnte DK0LG diese Mission sogar mit zwei Kuchenüberraschungen feiern.

Nicht zuletzt bleibt noch eine letzte wichtige Botschaft unserer Veranstaltung, die große Community der Funkamateure (Hams), die sicher gern eine QSL von Theresa und DP0GVN erhalten hätte. Die YLs und OMs haben fair zugehört und uns damit auch dieses einmalige Erlebnis geschenkt. Vielen Dank für den Ham Spirit, der uns immer wieder stolz auf uns Funkamateure und unser tolles Hobby macht.

Unsere Herausforderung im Kuchen nachgebildet
Kathrin (DO8ECC) und Jens(DM4JH) 

DK0LG 

Neumayer III in 3D - alles essbar!

Allen Aktiven ein großes Dankeschön für diese hervorragende Leistung

 
MDR - Fernsehen Sachsen-Anhalt heute vom 8.2.2022





Hier der komplette Funkkontakt zum Nachhören:

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